Der 17-jährige Jonas Bruck hat den Christopher Street Day (CSD) in Hannover. Zusammen mit seinen Freunden feierte der Berliner Schüler die Rechte und Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Queeren.
Doch für Jonas endete der 27. Mai im Krankenhaus – ein Unbekannter attackierte ihn brutal. Verstecken will sich der Transmann allerdings nicht. Ganz im Gegenteil: Mit News38 sprach er jetzt über die skrupellose Attacke in Hannover und welches Verhalten ihn wirklich fassungslos machte.
Hannover: Transmann verliert kurzzeitig Erinnerung
„Das erste, an das ich mich erinnere, ist die Rettungssanitäterin. Sie meinte zu mir, dass wir sofort ins Krankenhaus fahren müssen“, erzählt der 17-jährige Schüler im News38-Gespräch. Der Transmann hat starke Schmerzen. Im Krankenhaus sagen ihm die Ärzte, dass er eine Schädel- und Halswirbelprellung hat, außerdem bestehe der Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma.
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Jonas hatte mit Freunden den CSD in Hannover besucht. „Meine beste Freundin hatte noch ihre Regenbogenflagge um“, erzählt Jonas weiter. Für eine Gruppe wohl zu viel: Die Unbekannten beleidigen die junge Frau auf Höhe des Ernst-August-Denkmals, und fangen an, sie zu schlagen. Schließlich eskaliert die Situation, als Jonas eingreift.
Ein Angreifer im weißen Pullover habe ihn schlagen wollen, zwei Versuche seien daneben gegangen: „Daraufhin packte er mich aus Frust am Kragen und warf mich auf den Boden“, schildert Jonas das Erlebte. Dann aber setzt seine Erinnerung aus: „Was danach passiert ist, weiß ich nicht mehr, da ich zwei Mal mit dem Kopf aufgekommen bin.“ Erst im Krankenhaus kommt der junge Mann wieder zu sich.
Hannover: Eine Sache schockt besonders
Körperlich ging es Jonas vier Tage schlecht: „Ich hatte starke Schmerzen und mir war schwindelig.“ Dazu noch die psychischen Folgen. „Ich wusste nicht, ob ich noch offen zeigen sollte, dass ich auf Männer stehe und mich nicht mehr meinem Geburts-Geschlecht zugehörig fühle“, offenbart der 17-Jährige. Noch immer spürt der Elftklässler ein Ziehen vom Kopf, das bis hoch in den Nacken gehe.
Was den Berliner besonders hart getroffen hat: Die Attacke sei nicht unbeobachtet geblieben, einige Passanten hätten um ihn herum gestanden. Doch niemand habe ihm geholfen: „Es kamen erst zwei Erwachsene, als ich bereits am Boden lag und von Herzen geweint habe.“ Von der Polizei habe er sich gerade während und nach dem CSD mehr Präsenz gewünscht. „Wo ich zusammengeschlagen wurde, konnte man den CSD noch sehen. Aber dort stand weit und breit kein Polizist mehr“, erzählt der 17-Jährige.
Opfer nach CSD in Hannover will sich nicht verstecken
Für Jonas war es die erste körperliche Attacke. „Wenn ich aber mit Freunden in der Vergangenheit unterwegs war, wurden wir schon öfters auf der Straße beschimpft und bedroht“, erzählt er. Doch trotz aller Anfeindungen und Attacken will sich der Berliner nicht unterkriegen lassen: „Ich sollte mich jetzt erst recht zeigen“, findet Jonas. Seine Message an die LGBTQ+-Community: „Wenn wir uns nicht groß machen, dann werden wir immer weiter als abnormal abgestempelt. Und so sollte das nicht sein.“
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Und wenn Jonas noch einmal mit den Schlägern sprechen könnte? Was würde er fragen? „Ich würde gerne wissen, was der Grund für die Attacke war. Welche Rolle es spielt, auf welches Geschlecht ich stehe und als was ich mich identifiziere. Was deren Problem damit ist, würde ich gerne fragen.“