Aller guten Dinge sind drei: Die Belegschaft im weltweit bisher einzigen VW-Werk ohne Mitbestimmung, die US-Fabrik in Chattanooga, hat sich im dritten Anlauf mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, die US-Gewerkschaft UAW anzuerkennen.
Damit haben jetzt alle VW-Fabriken weltweit eine Arbeitnehmervertretung. Für die UAW, die ihren Einfluss über die drei amerikanischen Autoriesen hinaus ausweiten will, ist das ein großer Sieg.
VW-Arbeiter mit klarem Votum
Nach Angaben von VW und der Gewerkschaft sprachen sich bei der am Freitag (19. April) beendeten Abstimmung 73 Prozent der Arbeiter dafür aus, von der UAW vertreten zu werden. Das Ergebnis muss noch von der US-Behörde NLRB bestätigt werden.
Die Gewerkschaft war in den vergangenen Jahren zwei Mal mit dem Versuch gescheitert, die Arbeiterschaft in dem Werk im Bundesstaat Tennessee zu organisieren. Aktuell hat die UAW aber Rückenwind: Im vergangenen Herbst setzte sie nach einem wochenlangen Streik bei den US-Konzernen General Motors, Ford und Stellantis bessere Arbeitsbedingungen und Einkommens-Erhöhungen von rund 25 Prozent durch. Die Gewerkschaft hatte bisher in den US-Südstaaten und Werken ausländischer Autobauer einen schweren Stand. Es gelang ihr auch noch nicht, beim Elektroauto-Hersteller Tesla einen Fuß in die Tür zu bekommen.
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Mit 3.613 abgegebenen Stimmen nahmen den Angaben zufolge 83,5 Prozent der Arbeiter an der Abstimmung teil. Für die Vertretung durch die UAW stimmten 2.628 von ihnen. Die IG Metall bei VW betonte am Samstag, dass Chattanooga die einzige Fabrik des Konzerns ohne Belegschaftsvertretung war.
VW: Auch Cavallo feiert
Die VW-Betriebsratschefin und Präsidentin des Europäischen und Weltkonzernbetriebsrates bei Volkswagen, Daniela Cavallo, sagte, die Belegschaft in Chattanooga habe „ein Stück US-amerikanischer Gewerkschaftsgeschichte geschrieben“. Es gehöre zur DNA bei Volkswagen, dass Belange, Forderungen und Know-how der Beschäftigten Gehör finden im Unternehmen und die Dinge spürbar beeinflussen. Dabei sei es ein Märchen, dass das Management allein die Interessen der Arbeitnehmenden schon von sich aus regelt und gut für alle sorgt, sagte Cavallo. Stattdessen brauche es vielmehr selbstbewusste Belegschaftsvertretungen, die sich im Betrieb kritisch wie kreativ einbringen.
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Auch die Erste Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, schickte Grüße in die USA. Mut, Geduld und Ausdauer der Beschäftigten seien belohnt worden. „Wir blicken nun mit Spannung auf die anstehenden Tarifverhandlungen und hoffen, dass sich von dem positiven Signal dieser Wahl auch andere Beschäftigte in der Region ermutigt fühlen, ihre Vereinigungsrechte wahrzunehmen“, sagte Benner. (mit dpa)