Er lebt in seinem VW Passat – und von seiner Straßenmusik. Der 39-jährige Andrei verließ 1998 seine Heimat Belarus, um in Deutschland als Bauingenieur Geld zu verdienen. Für seine Frau und die beiden gemeinsamen Töchter. Doch die Arbeitssuche entpuppt sich schwieriger als gedacht.
Seither schlägt er sich in Wolfenbüttel mit seinem Akkordeon durch – und verdient so seinen Lebensunterhalt für sich und seine Familie. Die lebt weiterhin in Belarus. Immer wieder schickt er Geld nach Kalinkawitschy.
In Wolfenbüttel ist Andrei beliebt, viele kennen und schätzen den Straßenmusiker. Gerne unterhalten sie sich mit ihm. Doch am Sonntag (29. Januar) dann der Schock: Unbekannte haben das Auto von Andrei aufgebrochen. Akkordeon und Lautsprecher sind weg – damit auch die Lebensgrundlage für den 39-Jährigen. Der Fall sorgt bei den Wolfenbüttelern für Fassungslosigkeit.
Wolfenbütteler Straßenmusiker ausgeraubt
Unbekannte sollen am vergangenen Sonntag das Auto des 39-jährigen aufgebrochen haben. Sein Akkordeon und der Lautsprecher seien dabei geklaut worden – für Andrei eine Katastrophe. „Ich bin sehr traurig“, erzählte der 39-Jährige im Gespräch mit einem News38-Reporter.
Andrei lebt seit fünf Jahren in seinem VW Passat, der seither auf dem freien Parkplatz auf der Langen Straße steht. Im naheliegenden Stadtbad wäscht er sich – um Geld zu verdienen geht er seiner Leidenschaft, dem Akkordeon spielen, nach. Die Musik sei sein Leben, wie er weiter erzählte.
Andrei will Raub nicht bei der Polizei Wolfenbüttel anzeigen
Umso tragischer, wenn das Instrument geklaut wird. Ob er den Fall bei der Polizei angezeigt habe? Nein. Er glaube nicht, dass sich das lohnen würde. Mittlerweile habe er aber auch ein Ersatz-Gerät. Woher er das neue Akkordeon hat, wird in dem News38-Gespräch nicht ganz klar.
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Nahe liegen würde, dass ein Wolfenbütteler ihm das Akkordeon geschenkt hat. Denn eine Anwohnerin hatte auf Facebook über den Raub informiert. Unter dem Post war die Empörung groß – einige Nutzer schrieben, dass sie noch ein Instrument übrig hätten. Eine Nutzerin findet deutliche Worte zu dem Vorfall: „Schlimm, die Menschen.“
Straßenmusiker aus Wolfenbüttel kommen die Tränen
Seine Familie hat Andrei an Silvester zum letzten Mal gesehen – bei dem Thema kommen dem 39-Jährigen die Tränen. Seine Familie möchte die Heimat Belarus nicht verlassen, wie er weiter sagte. Sie sind dort zufrieden.
Sein ursprünglicher Plan, in Deutschland als Bauingenieur zu arbeiten, scheitert an der Sprache. Denn dafür muss Andrei einen einjährigen Deutschkurs belegen, der Geld kostet – Geld, das der 39-Jährige nicht hat.
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Immerhin zeigen die Wolfenbütteler Herz und versorgen den 39-Jährigen, insbesondere in der kalten Jahreszeit: Die Mütze mit dem blauen Puschel hat er zum Beispiel von einem Ehepaar bekommen. Ein Geschenk zu Weihnachten.