Es weihnachtet sehr… Offenbar auch bei VW-Chef Oliver Blume.
Sicher meinte der millionenschwere VW-Chef das alles sogar ziemlich nett – allein angekommen ist es ganz anders. Es geht um seine Wortwahl bei der Betriebsversammlung.
VW: „Weihnachtwünsche vom Olli“
Was man so hört, blieben seine Weihnachtswünsche bei der vergangenen Betriebsversammlung (4. Dezember) dem ein oder anderen VW-Mitarbeiter im Hals stecken. Aus Konzernkreisen heißt es gegenüber News38: Den Schluss seiner Rede hätte der Konzernchef sich sparen können. Intern ist von Realitätsverlust die Rede. Und von Empathielosigkeit. Blume hatte der verängstigten Belegschaft in Halle 11 „schöne Weihnachten“ gewünscht. Die Vorwürfe ebben seitdem nicht ab. Das einst so familiäre Band ist mindestens angerissen. Was sagen die Mitarbeiter zur Gemengelage? News38 hat mal nachgehakt.
Laut IG Metall waren beim zweiten – diesmal längeren – Warnstreik am Montag (9. Dezember) am Stammwerk in Wolfsburg rund 38.000 Mitarbeiter dabei. Das ist also eine hohe Hausnummer. Und bei VW in Wolfsburg arbeiten nach Unternehmensangaben rund 61.000 Menschen. Die Streikenden machten einmal mehr ordentlich Lärm. Und das kurz vor der am Nachmittag gestarteten vierten Tarifrunde. VW widersprach der Zahl allerdings. Laut Konzern waren es „nur“ 15.800 Beschäftigte.
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Erstmals waren auch einige VW-Mitarbeiter bereit, proaktiv und öffentlich über ihre aktuellen Gedanken und Gefühle zu reden. Auch über die Weihnachtsbotschaft von Konzernchef Blume. Eike Rau ist einer von ihnen. Er arbeitet seit 22 Jahren bei VW, inzwischen ist er Teil der Vertrauenskörperleitung. „Ich bin stinkwütend“, sagt er mit Blick auf die umstrittene Blume-Rede. „Was und wie er das gesagt hat. Dann hätte er uns auch in die Fresse hauen können. Das wäre dasselbe gewesen.“ Und dann wird der 60-Jährige fast zynisch: „Ich bin Oliver Blume auch sehr dankbar. Weil er eine Einigkeit erzeugt hat bei uns. VW ist wirklich bald wieder eine Familie.
Außer Vorstand und Management. Aber die Arbeiter halten erstaunlich zusammen.“ Zunächst sei er unsicher gewesen, ob alle die Forderungen der IG Metall für den neuen Tarifvertrag mitgehen würden. „Aber das hat sich komplett gedreht. Jetzt herrscht die Wut der Menschen vor. Und dadurch haben wir einen tollen Zusammenhalt.“
Auch VW-Mitarbeiter Benjamin Stern will reden. Wie hat sich das angefühlt, mit den Weihnachtswünschen? „Wie ein Tritt in die Magengrube“, sagt er. Seine Weihnachtsbotschaft an den Chef: „Ich wünsche ihm schöne Ostern.“ Ist VW denn überhaupt noch eine Familie? „Dann sitzt man an einem Tisch und redet miteinander. Dann findet man auch Lösungen. Mir kommt das hier eher so vor wie ein Nachbarschaftsstreit. Als wären wir nur noch Nachbarn. Das muss klar gesagt werden: Eine Familie kommt zusammen und findet Lösungen.“
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Ähnliche Töne schlägt auch Christoph Möhring an. Er rudert seit 2008 im VW-Boot mit. Die Rede von VW-Chef Blume fand er „in Summe nicht so nice“, sagt er zu News38. „Die Worte ‚Kommt ein bisschen runter über die Feiertage‘ und so, das fand ich ein Schlag ins Gesicht.“