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VW lässt Mitarbeitern freie Hand – „Warum sollten wir das vorschreiben?“

Ein paar Monate Auszeit und trotzdem 75 Prozent vom Brutto-Gehalt auf dem Konto? VW macht es seinen Mitarbeitern jetzt möglich.

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© imago images/Uwe Meinhold

VW - das sind die Standorte in Deutschland

VW ist einer der größten Autobauer der Welt. Wir stellen die Standorte in Deutschland vor.

Seit drei Jahren haben VW-Mitarbeiter die Möglichkeit ein Angebot wahrzunehmen, das viele wahrscheinlich ziemlich verlockend finden dürften.

Mehrere Monate dem stressigen Arbeitsalltag entfliehen – und trotzdem 75 Prozent des Bruttogehalts bekommen. Das ist für VW-Mitarbeiter möglich.

VW: Sabbatical für 150.000 Mitarbeiter

Bis zu sechs Monate können sich Volkswagen-Mitarbeiter eine Auszeit gönnen. „Meine Auszeit“ heißt das Projekt, das 2021 startete und aus Tarifverhandlungen resultiert, wie die „Wolfsburger Allgemeine Zeitung“ (WAZ) berichtet.

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So ein Sabbatical gibt es im VW-Konzern mittlerweile bei 18 Gesellschaften. 150.000 Mitarbeiter haben dabei die Chance auf die bezahlte Auszeit, wie Personalchef Gunnar Kilian auf LinkedIn schreibt.

„War mehr als nur ‚die beste Zeit‘ meines Lebens“

In dem Post nennt Kilian als Mitarbeiter-Beispiel Christian Eckert. Der arbeitet in der technischen Entwicklung bei Volkswagen und hat bereits ein fünfmonatiges Sabbatical hinter sich. Gemeinsam mit seiner Familie erkundete er Australien und Neuseeland.

Dabei zieht der Mitarbeiter ein eindeutiges Fazit. „Es war mehr als nur ‚die beste Zeit‘ meines privaten Lebens. Es war eine Neuausrichtung meiner beruflichen Laufbahn. Ich konnte tiefgründig reflektieren, was ich wirklich anstreben möchte, welche Aspekte ich in meinem Leben und in meiner Arbeit bei Volkswagen und in der Technischen Entwicklung ausbauen möchte und welche Ziele ich künftig verfolgen will“, so Eckert über die Zeit.

Win-Win für Konzern und Mitarbeiter

Gunnar Kilian sieht die Auszeit auch positiv aus der Arbeitgeber-Perspektive. „Es bietet den Beschäftigten Zeit, sich auf Persönliches zu konzentrieren, finanziell unbesorgt zu sein und so Kraft zu tanken“, schreibt der Personalchef. Denn, wer sich für das Sabbatical entscheidet, muss sich keine Sorge ums Geld machen.

Wie die WAZ weiter schreibt, zahlt VW 75 Prozent des monatlichen Bruttogehalts weiter. Genau das sei auch für VW als Arbeitgeber gut. „Zeitglich zahlt genau das auf unsere Arbeitgeberattraktivität ein und erhöht nicht zuletzt auch die Motivation nach dem Sabbatical wieder voll durchzustarten“, so Kilian.

Dabei muss dazu gesagt werden, dass die 75 Prozent Monatsbruttogehalt auch zunächst für die erste Zeit im Vollzeit-Job bleiben. Das ist der Fall, weil der Mitarbeiter Schulden bei VW gemacht hat. Bis diese abbezahlt sind, verzichtet derjenige also auf das volle Gehalt.


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Und wer kann sich bewerben? Im Grunde jeder, der zwischen drei und sechs Monaten Auszeit haben möchte und seit mindestens einem Jahr ununterbrochen im Konzern arbeitet. Im letzten Schritt muss grundsätzlich auch der Vorgesetzte zustimmen, dass der Mitarbeiter das Sabbatical tatsächlich antreten kann.

Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob es einen Zweck hinter der bezahlten Pause gibt, wie Nicola Ehricke, Leiterin der Tarifpolitik und HR Compliance, der Zeitung erklärt hat: „Warum sollen wir unseren Mitarbeitern vorschreiben, wozu sie ihre Auszeit verwenden sollen? Das ist eine freiwillige Entscheidung.“