Der 34-jährige Mohamed fährt in Wolfsburg Taxi. Letzte Woche Mittwoch (22. März) wurde er zum wahren Helden: Der Taxifahrer rettete einen 85-jährigen Senior vor dem Bankrott. Der Mann war gerade auf dem Weg zur Sparkasse, am Telefon hatte er dabei sogenannte Schock-Anrufer. Doch Mohamed hörte und sah genau hin (wir berichteten).
Der nervöse Mann kam dem Wolfsburger Taxifahrer merkwürdig vor – und er reagierte sofort. Dabei ist es für den Wolfsburger nicht der erste Fall dieser Art. Wie der Tag aus seiner Sicht verlief und welche Geschichte ihn für die Betrugsmasche sensibilisierte, erzählte er im News38-Gespräch.
Wolfsburger Taxifahrer zählt 1 und 1 zusammen
Total nervös stieg der 85-jährige Senior am vergangenen Mittwoch Mohameds Taxi. Sein Ziel: Die Sparkasse in der Innenstadt. „Ich habe ihn gefragt, wieso er so nervös ist, ob irgendetwas passiert ist“, erzählt der Wolfsburger. Der aufgebrachte Fahrgast gab zu, dass etwas passiert sei, doch er dürfe nicht darüber reden. „Da war es mir eigentlich schon bewusst und ich habe 1 und 1 zusammengezählt.“
Der 34-Jährige ließ nicht locker und fragte den Senior, warum er nicht darüber reden dürfe: „Daraufhin meinte er, dass die Polizei noch in der Leitung ist. Sein Sohn hätte in Berlin jemanden umgebracht und die Polizei verlangt Kaution. Deshalb müsste er zur Bank. Aber eigentlich darf er gar nicht darüber reden.“
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Für Mohamed war klar, dass er sofort handeln muss. Er rief seine Schwester an, die bei der Polizei arbeitet. Doch weil sie nicht im Dienst war, sollte sie Kollegen zur Sparkasse schicken. „Hat sie auch gemacht“, sagt der Taxifahrer.
In der Zwischenzeit sprach Mohamed den Senior leise an: „Ich möchte mir mal Ihr Handy anschauen“, sagte der 34-Jährige. Damit ihn die Betrüger am anderen Ende der Leitung nicht hören, zog der Taxifahrer dem Mann das Handy aus der Hand und stellte sich selbst ganz schnell stumm. „Damit die mich nicht hören und sich weiter in Sicherheit wiegen“, erklärt der Wolfsburger.
Senior in Wolfsburg voller Angst
Mohamed redete anschließend auf den Senior ein, erklärte ihm die Masche mit den Schock-Anrufen. Doch der 85-Jährige wurde derart manipuliert, dass er nur abwinkte. Er war sich sicher, dass sein Sohn wirklich jemanden umgebracht habe. „Es ist schon harter Tobak, es ist Stress, dem man in so einer Situation ausgesetzt ist“, erklärt Mohamed. Denn dem Mann wurde die ganze Zeit strengstens verboten aufzulegen. Auf keinen Fall durfte die Leitung unterbrochen werden. Und daran hielt sich der Mann offenbar auch. 45 Minuten telefonierte er mit dem angeblichen Beamten und einem Staatsanwalt.
Mohamed gab aber nicht auf, er durchsuchte die Kontakte seines Fahrgastes. „Dann hab ich die Enkelin angerufen und die hat gesagt, dass ihr Vater in Thailand ist und gar nicht in Deutschland.“ Danach dämmerte es auch langsam dem Senior. Die Polizisten nahmen ihn später mit auf die Wache. Von ihm gehört hat der 34-jährige Mohamed nichts mehr.
Wolfsburger Taxifahrer reagiert nicht zum ersten Mal
Das Unfassbare: Für Mohamed ist der Vorfall vom Mittwoch nicht der Erste gewesen. „Das Schreckliche ist, das ist das zweite Mal für mich. Beim ersten Mal war es viel dramatischer“, erklärt der Taxifahrer. Eine Dame wäre 2018 fast einem Enkel-Trick auf den Leim gegangen. „Die Dame ist bei mir eingestiegen und hat gesagt, dass sie zur Laagbergstraße in die Bank möchte.“ Doch dort war gar keine Bank. Die Frau bat Mohamed schnell darum, keine Fragen mehr zu stellen.
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„Egal was Sie jetzt tun, denken Sie zwei Mal darüber nach“, appellierte er an die alte Dame. Doch die Frau ließ sich nicht abbringen, sie wollte unbedingt zur Bank fahren. 20.000 Euro hatte die Frau damals in einem Umschlag dabei. „Da bin ich sofort ausgestiegen und habe sie gegen ihren Willen im Taxi eingesperrt. Wir waren schon da, wo der Betrüger auf die Dame wartete. Ich musste etwas tun.“
Wolfsburger Taxifahrer telefoniert mit Betrüger
Doch die Dame flippte total aus, als Mohamed die Polizei ins Spiel brachte. Also fuhr der 34-Jährige mit ihr nach Hause. „Ich bin mit ihr ins Haus gegangen und dann hat der Betrüger direkt angerufen.“ Augenscheinlich hatte der Betrüger die alte Dame und Mohamed beobachtet.
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Für den 34-Jährigen steht fest: „Niemand soll sagen, dass es ihm nicht passieren wird. Denn die sind sehr geschickt.“ Mohamed selbst hat 2018 drei Mal mit dem Betrüger telefoniert. „Man fühlt sich total unter Druck gesetzt. Die wissen genau, wie sie das machen müssen. Man verliert ja die Fassung, wenn jemand erzählt, dass dein Ehemann jemanden umgebracht hat.“ 25.000 Euro hätte der Mann verloren, die Frau 20.000. Zum Glück ließ sich Mohamed nicht abwimmeln und rettete schon zwei Menschen vor dem Bankrott.