Am Wochenende wird in Wolfenbüttel gekrabbelt. Eine Spinnen-Ausstellung ist zu Gast in der Lindenhalle Wolfenbüttel.
Im Vorfeld der Ausstellung in Wolfenbüttel gab es viel Kritik – der Veranstalter aber kontert. Am Ende steht Aussage gegen Aussage.
Wolfenbüttel: Die Spinnen kommen!
Mit rund 500 teils sehr exotischen Spinnen ist die Wander-Ausstellung am Sonntag (19. Februar) in der Lindenhalle Wolfenbüttel zu Gast. Die Tiere touren mit ihrem Team derzeit durch mehrere Städte. Beworben wird das Ganze damit, dass es zu jeder vollen Stunde (11 bis 17 Uhr) eine „Live-Show mit Streichelzoo“ gibt. „100 Prozent Adrenalin!!! Traust du dich???“, steht auf den Plakaten in Wolfenbüttel.
Ausstellungsleiter Albani Spindler freut sich schon auf die Lessingstadt, wie er im Gespräch mit News38 sagte. „Wir haben Insekten-Arten aus aller Welt und in jeder Größe dabei. Und Spinnen, die vom Aussterben bedroht sind und draußen gar nicht mehr überleben würden. Und die größte Vogelspinne der Welt, die hat eine Spannweite von fast 50 Zentimeter.“ So große Spinnen könne man im Alltag einfach nicht sehen und erleben. Das Feedback sei vor allem positiv bisher.
Wolfenbüttel: Schwere Vorwürfe!
Marvin aus Wolfenbüttel dagegen sieht das anders. Er selbst habe fünf Spinnen und halte nicht viel von der Ausstellung in der Lindenhalle, sagt er zu News38. „Wenn euch das Wohl der Tiere wichtig ist, dann geht dort nicht hin. Jede Stunde eine Spinne oder andere Tiere aus dem Terrarium zu nehmen, nur um Fotos zu machen, ist für das Tier Stress pur und kann auch zum Tod des Tiers führen“, schreibt er bei Facebook.
Albani Spindler kontert: „Spinnen sind ja wirbellose Tiere. Das heißt, Spinnen sind schmerzunempfindlich und haben kein Gehirn. Die denken übers Nervensystem. Das heißt, die bekommen das nicht so mit. Man kann keine Spinne stressen. Wenn wir zum Beispiel eine Vogelspinne oder ein Skorpion auf die Hand nehmen, sehen wir sofort, ob die das wollen oder nicht.“ Außerdem würden die Tiere regelmäßig ausgetauscht, insgesamt besitze er rund 2.000 Exemplare.
Wolfenbüttel: Aussteller kontert harsch
Und er legt nach: „Wenn alles so schlimm wäre, könnten und dürften wir das hier nicht machen. Das Veterinäramt kontrolliert uns regelmäßig. Wir sind alle hochgeschult. Da sollte man doch besser mal bei privaten Spinnen-Haltern nachgucken. Eigentlich müsste man immer eine Prüfung und einen Check machen, bevor man sich zum Beispiel eine Vogelspinne anschaffen darf. Das geht in Deutschland viel zu einfach“, findet er.
Wolfenbüttel: Das sagt ein Nabu-Experte
Und was sagt ein Spinnen-Experte zu dem Thema? Roland Mühlethaler vom Deutschen Naturschutzbund (Nabu) ist da sehr gespalten. Einerseits finde er es gut, wenn man das Thema Spinnen näher an die Menschen bringt und versucht, die Ängste abzubauen, sagt er zu News38. Andererseits kann er sich mit dem Format solcher Ausstellungen nicht anfreunden: „Für mich ist das ein Business. Den Leuten geht es in erster Linie ums Geld. Wären das Katzen oder Hunde, wäre der Aufschrei groß.“
Auch hier widerspricht der Ausstellungsleiter vehement: „Unsere Tiere leben ja nicht von der Hand in den Mund. Da kommen richtige Kosten hinzu: Strom, Wasser, Hallen-Miete. Und wir wollen ja auch davon leben.“
Was den Nabu-Experten auch noch stört: Weil Spinnen „Vibrationskommunikation“ betrieben, werde „das ganze Getrample der Menschen auf sie übertragen. Für die Spinnen ist das ein lautes Umfeld.“ Inwieweit die Spinnen das wirklich treffe, sei eine andere Frage – eigentlich schliefen Spinnen tagsüber. Aber auch hier: Wegen ihres dezentralen Gehirns bräuchten die Spinnen weniger Schlaf, aber definitiv Ruhephasen. „Ich behaupte auch mal, dass jedes Rausnehmen und Anfassen Stress für sie ist. Draußen im Regenwald würde die ja auch keiner streicheln.“
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Für den Nabu-Experten geht es bei solchen Ausstellungen wie in Wolfenbüttel nur um reine Sensationslust: „So wie man früher auf Jahrmärkten kleinwüchsige Menschen ausgestellt hat oder in den Zoos afrikanische Menschen – so sind es jetzt halt die Spinnen.“ Er rät allen, sich doch lieber selbst im Garten und im Wald die heimischen Spinnen anzugucken. Zum Beispiel beim Netzbau. Das sei sehr spannend.
Wolfenbüttel: Große Spinnen in der Stadt!
In einer Sache sind sich Roland Mühlethaler und Albani Spindler aber einig: Große Spinnen können helfen, Ängste zu nehmen. Eigentlich seien das gemütliche Tiere, mit denen man ganz gut hantieren könne. Außerdem bissen sie selten, und wenn, sei das für Menschen nicht gefährlich. Ob du dir die Ausstellung in Wolfenbüttel anschauen magst, ist allein deine Entscheidung. Wie gesagt: Auch hier gibt es, wie fast immer im Leben, zwei Meinungen.