- Giganten-Gipfel zwischen dem Meister und dem Bundesligazweiten wird zum Duell der Superlative.
- Emotional wird ganz Deutschland erreicht.
- Für BVB-Coach Thomas Tuchel ist das DFB-Finale das erste große Endspiel.
Berlin.
Keine Kampfansagen, keine verbalen Spitzen – am Ende ihres gemeinsamen Auftritts vor zahllosen TV-Kameras und Mikrofonen schlossen sich Pep Guardiola und Thomas Tuchel freundschaftlich in die Arme.
Auch beim Countdown vor dem Pokalfinale zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund am Samstag, 21. Mai 2016, um 20 Uhr brachten die beiden Fußball-Lehrer ihre gegenseitige Wertschätzung zum Ausdruck. Doch bei allem Respekt vor seinem kongenialen Kollegen gab sich BVB-Coach Tuchel am Freitag bei der Pressekonferenz im Berliner Olympiastadion kämpferisch: „Mit dem Erreichen des Finales sind unsere Wünsche nicht erfüllt. Es sind noch ein paar Prozent übrig.“
Fantastisches Finale
Einen besseren Schlussakt der Spielzeit hätte sich Deutschland kaum wünschen können. Für Guardiola ist es „ein fantastisches Finale zweier großer Clubs“, für Thomas Tuchel „die Krönung der Saison“. Der Giganten-Gipfel zwischen dem Meister und dem Bundesligazweiten wird zum Duell der Superlative – nicht nur nach Einschätzung der beiden Trainer. „Es ist der deutsche Clásico“, schwärmte Bayern-Keeper Manuel Neuer, „was vorher war, dass wir Meister sind, das zählt alles nicht. Das Finale steht für sich.“ Der Abschied des künftigen Münchners Mats Hummels vom BVB verspricht zusätzliche Brisanz.
Schon vor dem Anpfiff gilt das 73. Pokalendspiel als das sportlich werthaltigste. Nie zuvor standen sich beim finalen Showdown zwei Mannschaften gegenüber, die in der Bundesliga-Spielzeit so viele Punkte (166) sammelten. Nicht zuletzt deshalb ist die Vorfreude beim Münchner Trainer Guardiola groß: „Mit einem Endspiel Bayern gegen Dortmund erreicht man emotional natürlich ganz Deutschland, und auch weltweit wird dieses Duell sehr, sehr intensiv beobachtet.“
Hummels sorgt für Zündstoff
Nicht nur die prickelnde sportliche Ausgangslage garantiert großen Unterhaltungswert. Für weiteren Zündstoff sorgen Guardiola und Hummels. Der Spanier hofft auf einen würdigen Abgang aus München. Vor seinem Wechsel zu Manchester City möchte er seine Amtszeit beim deutschen Meister mit einem weiteren Titel veredeln. Leicht fällt dem Erfolgscoach der Abschied nicht. „Es waren drei fantastische Jahre hier in Deutschland. Ich werde diese Zeit niemals vergessen.“
Mit ähnlicher Gefühlslage geht Hummels in das Finale. Nach achteinhalb Jahren verlässt er den Revierclub und kehrt zurück zum FC Bayern. Dass er sein letztes Spiel im BVB-Trikot ausgerechnet gegen seine künftigen Mannschaftskollegen bestreitet, macht die Aufgabe doppelt schwer: „Ich muss nicht lange darum herumreden, dass es für mich eine große Drucksituation wird. Jeder Fehler wird seziert.“ Deshalb hat sich der Weltmeister besonders viel vorgenommen: „Ich hoffe, dass es nach dem Spiel keinen Grund gibt, Sätze rauszuhauen, wie: Der hat nicht alles gegeben, der war gedanklich schon woanders.“
Neben Guardiola und Hummels schlüpft auch Tuchel in eine tragende Rolle. Der Dortmunder Coach ist längst aus dem langen Schatten seines Vorgängers Jürgen Klopp herausgetreten und hat dem Revierclub erstaunlich schnell zurück zu großer Schlagkraft verholfen. Es ist Tuchels erstes großes Endspiel: „Ich freue mich auf die Aufgabe.“