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Mohrs & Klingebiel: „Ach, Sie sind doch der Sohn!“

Mohrs & Klingebiel: „Ach, Sie sind doch der Sohn!“

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Foto: Christopher Kulling
  • Kommunalwahl in Salzgitter und Wolfsburg.
  • Söhne der Oberbürgermeister wollen in den Rat.
  • Jonas Klingebiel und Falko Mohrs im Interview.

Salzgitter/Wolfsburg. 

Zwei junge Männer. Viele Gemeinsamkeiten. Ein Ziel. Jonas Klingebiel (parteilos) und Falko Mohrs (SPD) sind die Söhne der amtierenden Oberbürgermeister Salzgitters und Wolfsburgs – und kandidieren bei der Kommunalwahl am 11. September jeweils für den Rat. Mal sei das mit dem bekannten Vater hilfreich und mal stehe der Nachname auch im Weg, sagen uns die beiden übereinstimmend. Wir treffen uns mit ihnen zum Gespräch – und zwar an Orten, die ihnen etwas bedeuten.

Für Jonas Klingebiel ist das sein Elternhaus in Salzgitter-Bad. Der 19-Jährige ist noch gar nicht so lange aus den USA zurück, wo er einen mehrmonatigen Sprachaufenthalt gemacht hat. Danach hat er sich direkt in den Wahlkampf gestürzt. Seit seiner Kindheit schon interessiere er sich für Politik, erzählt er uns. Natürlich habe das viel mit seinem Vater, Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU), zu tun.

Ganz ähnlich geht es da auch Falko Mohrs, der uns den Wolfsburger Jugendtreff „Markthalle“ als Treffpunkt vorgeschlagen hat. Das passt, fühlt sich der Sohn von Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) doch vor allem der Jugendpolitik verbunden. Anders als der angehende Student Klingebiel sitzt VW-Fertigungsabschnittsleiter Mohrs schon im Rat – seit 2013 für die Sozialdemokraten.

Politik am Esstisch und im Auto

Sowohl bei Klingebiels als auch bei Mohrs‘ ist es der Esstisch, an dem schon immer über Politik geredet wurde und wird. „Außerdem hat mein Vater mich früher immer zur Schule gefahren, im Auto ging es auch oft um Politik„, erinnert sich Mohrs. Klingebiel sagt: „Mein Vater hat mich schon immer nach meiner politischen Meinung gefragt.“ Das sei bis heute so. „Dass ich als Parteiloser ins Rennen gehe, stört meinen Vater nicht“, schmunzelt der 19-Jährige: „Immerhin stehe ich ja auf der CDU-Liste.“ Die Christdemokraten seien diejenigen, mit denen er am meisten Übereinstimmungen habe. Erst aber wolle er sich einen Überblick verschaffen, erklärt Klingebiel. „Kommunalpolitik sollte gar nicht so parteigebunden sein“, findet er.

„Bock zu gestalten“

Beide jungen Männer wollen gestalten und Entscheidungen treffen – „das ist, was mich antreibt“, sagen sie übereinstimmend. Kommunalpolitik, da lasse sich einiges bewegen. Mohrs‘ Motto lautet: „Verlasse die Welt besser als du sie vorgefunden hast.“ Deswegen legt er seinen Fokus auf die weniger Privilegierten, auf Kinder und Familien. Klingebiel hat im vergangenem Jahr Abitur gemacht und fühlt sich deswegen der Bildungspolitik verbunden. „Ich bin da ja noch nah dran“, sagt der begeisterte Fußballer, für den auch Sportpolitik einen großen Stellenwert hat: „Mich begeistert, wie gut Integration durch Sport funktioniert“, erzählt Klingebiel mit Blick auf die Flüchtlinge in Salzgitter. Die Bildungsoffensive seines Vaters mag er – generell gebe es kaum politische Streitthemen untereinander: „Maximal mal Diskussionen um Prioritäten“, sagt der 19-Jährige.

So scheint es auch im Hause Mohrs der Fall zu sein. „Wir sind meistens einer Meinung“, sagt „Mini-Mohrs“, wie er manchmal genannt wird. Wobei: Das Glasdach am Hugo-Bork-Platz sei ihm persönlich zu teuer gewesen. Der 32-Jährige macht aber auch klar, dass er absoluter Demokrat ist: „Manchmal sind Kompromisse sogar besser als deine Anfangshaltung„, gibt er zu bedenken.

Wie ist das mit dem Sohn-Sein?

Sowohl Mohrs als auch Klingebiel wissen um die Vorteile, einen Oberbürgermeister als Vater zu haben. Allein der Kontakte wegen. Trotzdem: „Ich habe oft das Gefühl, dass ich mich doppelt beweisen muss„, sagt Mohrs. Vielen müsse er erst zeigen, dass er nicht nur „Sohn“ sei, sondern eigene Ideen und Positionen habe. Das kennt auch Klingebiel: „Klar, du wirst ganz anders wahrgenommen – das war schon in der Schule so: Klingebiel?! Bist du der Sohn…?“ Manche seien deswegen voreingenommen.

Für beide ist aber genau das eine zusätzliche Motivation. Jonas Klingebiel und Falko Mohrs wollen den Salzgitteranern beziehungsweise Wolfsburgern zeigen, dass sie mehr sind als Sohn. Erstmal sind sie sowieso mehr Wahlkämpfer als alles andere: Bis zum Wahlsonntag wollen sie noch ordentlich die Werbetrommel rühren. „Wobei das echt schräg ist, sein Gesicht auf so einem riesigen Plakat zu sehen“, lacht Klingebiel.