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„Hallo Niedersachsen“: Blinder will Bäckerei betreten – doch er darf nicht rein! „Mensch zweiter Klasse“

Bei „Hallo Niedersachsen“ erzählt Thomas Laumann von einem schlimmen Bäckerei-Vorfall. Der blinde Mann durfte den Laden nicht betreten.

„Hallo Niedersachsen“
© picture alliance/dpa | Patrick Lux

Niedersachsen:

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Was Thomas Laumann in einer Bäckerei erleben musste, ist kaum zu fassen. Der 56-Jährige ist blind – und durfte das Geschäft nicht betreten. Sein Fall ist in der Donnerstags-Folge (29. Februar) Thema bei „Hallo Niedersachsen“.

Denn: Der Vorfall in der Bäckerei ist keine Ausnahme. Immer wieder steht Thomas Laumann vor dem gleichen Problem – er darf Geschäfte nicht betreten. Das liegt vor allem an seinem Begleiter, auf den er zwingend angewiesen ist.

„Hallo Niedersachsen“: Blinder ist völlig frustriert

Weil sich an beiden Augen die Netzhaut abgelöst hat, kann Thomas Laumann aus Osnabrück nur noch schemenhaft sehen. Seit acht Jahren ist der 56-Jährige jetzt blind – seinen Alltag zu meistern, schafft er nur mit Hilfe von Blinden-Hund Emil. Thomas ist dabei auf seinen Hund angewiesen.

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Doch immer wieder würden ihn Restaurants und Geschäfte nach draußen verweisen. Mit seinem Hund komme er nicht rein. Gleiches sei ihm in einer Bäckerei passiert, wie er „Hallo Niedersachsen“ erzählte. Dort wollte er Brötchen kaufen, mit seiner Partnerin und seinem Blinden-Hund ging er also in den Laden.

Die Verkäuferin ermahnte das Paar sofort: Hunde seien in der Bäckerei nicht erlaubt. Thomas Laumann machte klar, dass Emil ein Blinden-Hund sei. Doch es war offenbar nichts zu machen. Thomas und seine Partnerin Sabine mussten samt Emil draußen bleiben.

„Das tut schon weh“

Kein Einzelfall, wie der 56-Jährige berichtet: „Am Anfang habe ich immer noch diskutiert, aber je häufiger man sowas erlebt, desto weniger möchte man sich noch rechtfertigen.“ Ohne seinen Hund kann Thomas Laumann nicht einkaufen. „Das ist so, als würde man einem Menschen im Rollstuhl sagen, er solle bitte seinen Rollstuhl vor der Tür lassen“, erklärt er beispielhaft.

Egal ob Taxi, Laden oder Hotel. Mit Blinden-Hund Emil gibt es überall Probleme. In einem Möbelgeschäft sollte Thomas Laumann den Vierbeiner in einen Wagen setzen, er durfte nicht auf seinen Pfoten durch den Laden laufen. So kann Emil aber nicht arbeiten und den 56-Jährigen sicher führen. „Man fühlt sich zum Teil als Mensch zweiter Klasse. Das tut schon weh.“

Betroffene sollen sich wehren

Doch wie sieht die Rechtslage aus? Klar ist: Für Blindenführhunde und Assistenzhunde gibt es Ausnahmen, die im Behindertengleichstellungsgesetz geregelt sind. Das besagt nämlich, dass behinderte Menschen mit ihrem Hund Behinderungen Räume betreten dürfen, wo Lebensmittel zubereitet werden. Man darf ihnen den Zutritt nicht verweigern. Die Tiere dürfen nur nicht mit Nahrungsmitteln in Kontakt kommen.


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Das große Problem: Viele kennen diese Regel nicht und wissen nichts von dem Gesetz. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) hat sehr oft mit Betroffenen zu tun, die von gleichen Situationen berichten. Kampagnen sollen die Gesellschaft aufklären, deutlich machen, dass behinderte Menschen auf ihren Hund angewiesen sind – und sie damit in Restaurants und Geschäfte gehen dürfen. Betroffene sollen sich laut DBSV zur Wehr setzen. Dafür könne man Hilfe von der Schlichtungsstelle des Bundesbehindertenbeauftragten bekommen.

Thomas Laumann hat nur eine Hoffnung: Dass das Thema endlich in der breiten Gesellschaft ankommt und der Einkauf ohne Frust ablaufen kann. Dass einkaufen, ganz normaler Alltag und er gleichberechtigt behandelt wird.