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Hannover: Friedhof verbietet Särge – der Grund ist makaber

Auf einem Friedhof in Hannover sind bald Sarg-Bestattungen verboten. Was ziemlich skurril klingt, hat einen makabren Hintergrund.

Hannover
© picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Niedersachsen:

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Auf einem Friedhof in Hannover können Verstorbene schon bald nicht mehr in einem Sarg beerdigt werden.

Was zunächst skurril klingt, hat allerdings einen ernsten – makabren – Grund. Seit knapp fünfzig Jahren plagt das Problem den Hannoveraner Friedhof bereits. Eine Lösung ist offenbar nicht in Sicht.

Hannover: Leichen verwesen nicht

Weil die Leichen unter der Erde nicht vollständig verwesen, zieht der Stadtteilfriedhof in Badenstadt Konsequenzen. Wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) schreibt, sollen Verstorbene in Zukunft nicht mehr in einem Sarg beerdigt werden können.

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„Mehr als 40 Jahre nach einer Bestattung sind noch schlecht verweste Überreste von Särgen und Verstorbenen vorzufinden“, erklärte Ulrich Prote, Fachbereichsleiter Umwelt und Stadtgrün, gegenüber der Zeitung. Das Verwesungs-Problem habe zur Folge, dass der „pietätvolle Umgang mit Verstorbenen“ nicht erfüllt werden könne. Das fordert eigentlich das niedersächsische Bestattungsgesetz.

Verwesungs-Problem schier unlösbar

Doch wieso zersetzen sich Leichen und Sarg nicht vollständig? Die Stadt Hannover erklärt, dass der Boden zum einen zu wenig Sauerstoff habe. Zum anderen sei der Grundwasserpegel sehr hoch. Kein neues Problem, wie die HAZ weiter schreibt. Bereits 1973 stellte man auf dem Friedhof in Badenstedt fest, dass Leichen nach 20 Jahren noch immer nicht ganz verwest waren.

Zehn Jahre später waren Erdbestattungen hier deshalb verboten. Doch das Verbot sorgte für Aufruhr. 1991 hob man es deshalb auf. Sargbestattungen waren wieder zugelassen. 2020 brachte die Stadt Hannover den Stein dann erneut ins Rollen. Anwohner protestierten wieder, sammelten sogar Unterschriften.

Stadt Hannover zahlt für Umbettung

Offenbar ohne Erfolg. Denn nichts helfe gegen das Verwesungs-Problem: Weder ein Bodenaustausch noch ein -aufschütten. Die Stadt Hannover will es Grabstättennutzern so einfach wie möglich machen.


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Wem ein Grab für die nächsten 20 Jahre gehört, kann dieses bis Ablauf der Zeit weiter nutzen und Angehörige in Särgen beerdigen, wie Wirtschaftsdezernentin Anja Ritschel (Grüne) erklärte. Danach käme nur noch ein Urnengrab in Frage. Wer das allerdings nicht möchte, kann eine Friedhofs-Umbettung beantragen – auf Kosten der Stadt.