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Bahn in Niedersachsen: Schwere Vorwürfe! Behinderte Menschen nur „zweite Klasse“?

Heftige Kritik an der Deutschen Bahn. Sind Menschen mit Behinderung auch gleichzeitig Menschen „zweiter Klasse“?

Der niedersächsische Landtagsabgeordnete Constantin Grosch (SPD) sitzt an einem Bahnsteig in seinem Rollstuhl.
Der niedersächsische Landtagsabgeordnete Constantin Grosch (SPD) sitzt an einem Bahnsteig in seinem Rollstuhl. Foto: picture alliance/dpa/Grosch | Michalek

Constantin Grosch aus Niedersachsen macht ein Fass auf.

Einer seiner Tweets hat Tausende Reaktionen hervorgerufen. Dem neuen SPD-Landtagsabgeordneten in Niedersachsen ging es dabei ums Reisen mit der Bahn – als behinderter Mensch.

Bahn in Niedersachsen: „Menschen zweiter Klasse“?

Der 30-Jährige aus Hameln hatte getwittert: „Als Mitglied des Landtages dürfte ich erste Klasse im Zug fahren. Da die Deutsche Bahn aber nach wie vor findet, dass Behinderte in niedrige Klassen gehören, werde ich also der einzige niedersächsische Abgeordnete sein, dem dieses Privileg nicht zuteil wird.“

Dann legte der SPD-Politiker noch mal nach: „Nur, weil es viele nicht verstehen wollen: Ich beklage mich nicht, dass ich als Abgeordneter zweite Klasse fahren muss, sondern weil alle rollstuhlfahrende Menschen gezwungenermaßen zweite Klasse fahren müssen. Alltagsdiskriminierung gegenüber behinderten Menschen währt eben fort.“

Tatsächlich hätte der im Oktober zum ersten Mal in den Landtag in Hannover gewählte Grosch die Möglichkeit, wie alle seiner Kollegen, eine so genannte NetzCard zu nutzen und kostenlos in der ersten Klasse der Bahn zu reisen – theoretisch. Denn als Rollstuhlfahrer hast du diese Wahl bisher nicht.

Der niedersächsische Landtagsabgeordnete Constantin Grosch (SPD) sitzt an einem Bahnsteig in seinem Rollstuhl.
Der niedersächsische Landtagsabgeordnete Constantin Grosch (SPD) sitzt an einem Bahnsteig in seinem Rollstuhl. Foto: picture alliance/dpa/Grosch | Michalek

Rollstuhlplätze lägen meist bei den WCs. In den neuen ICE 4 werde man neben dem Kinderabteil platziert. Im Ruhebereich sitzen und arbeiten? Kaum möglich! „Man fühlt sich wie ein lästiges Beförderungsteil“, schildert der Hamelner seine Gefühlswelt.

Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens unterstützt den Einsatz ihres SPD-Parteikollegen für einen barrierefreien Bahnverkehr. „Die Belange von Menschen mit Behinderungen brauchen unsere stetige Aufmerksamkeit und insbesondere Barrierefreiheit sollte grundsätzlich Priorität haben“, sagte Behrens. „Mobilität ist und bleibt eine wichtige Voraussetzung für Inklusion und Partizipation.“


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Dabei betonte die Ministerin, die Belange von Menschen mit Behinderung seien nicht „nice to have“, sondern eine Verpflichtung. Die UN-Behindertenrechtskonvention schreibe vor, dass Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt und gleichberechtigt mit anderen mobil sein können müssen. „Das muss auch für Reisen mit der Deutschen Bahn gelten“, sagte Behrens.

Bahn in Niedersachsen wehrt sich

Die Deutsche Bahn selbst wehrt sich gegen die Vorwürfe: Man bemühe sich kontinuierlich um eine Verbesserung der Barrierefreiheit für Reisende mit eingeschränkter Mobilität, hieß es in der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ (WAZ).

Kunden im rollstuhlgerechten Bereich hätten die Möglichkeit, sich über den Serviceruf am Platz mit Speisen und Getränken bedienen zu lassen. „Beim rollstuhlgerechten Bereich handelt es sich gewissermaßen um einen klassenlosen Bereich“, so eine Bahn-Sprecherin zur „WAZ“.