Hannover.
Nicht nur zugucken, sondern mit anpacken und helfen, wo es geht – das hat sich auch Martin Schörnig vorgenommen. Der Busfahrer aus Hannover hat keine Minute gezögert, als die Diakonie ihn gefragt hat, ob er einen Hilfskonvoi an die polnisch-ukrainische Grenze fahren möchte.
Der Plan: Hilfsgüter hinbringen und Flüchtlinge aus der Ukraine mit zurück nach Niedersachsen nehmen. Der „NDR“ hat den Mann aus Hannover auf dieser emotionalen Reise begleitet. Vor allem ein Familienschicksal ist Martin Schörnig richtig nahe gegangen.
Hannover: Busfahrer will helfen – dieser Anruf verändert alles
Der Krieg in der Ukraine erschüttert die ganze Welt. Menschen von überall möchten denjenigen helfen, die innerhalb weniger Tage einfach alles verloren haben und vor dem Schrecken des Krieges flüchten. Die einen sammeln Hilfsgüter, andere holen Flüchtlinge nach Deutschland. So manch einer bietet Übernachtungsmöglichkeiten ein, wieder andere spenden Geld. Die Welle der Hilfsbereitschaft ist riesig.
Einer, der auch helfen möchte, ist Martin Schörnig. Als sein Telefon klingelte und die Diakonie ihn fragte, ob er einen Hilfskonvoi fahren würde, sei das für ihn „Gänsehaut-Feeling“ gewesen. „Da ist es mir echt kalt den Rücken runter gelaufen, das war echt der Wahnsinn“, erzählt er im Gespräch mit dem „NDR“.
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Das ist die Stadt Hannover:
- Landeshauptstadt von Niedersachsen
- wurde erstmals 1150 erwähnt und erhielt 1241 das Stadtrecht
- ist rund 204 Quadratkilometer groß und hat 536.925 Einwohner (Stand 2019)
- Sehenswürdigkeiten: Erlebnis-Zoo Hannover, der Maschsee, die Herrenhäuser Gärten
- eine der führenden Messestädte Europas
- Oberbürgermeister ist Belit Onay (Grüne)
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Hannoveraner erlebt Welle der Hilfsbereitschaft
Nach dem Anruf ging alles Schlag auf Schlag. Der Busfahrer rief bei Facebook und Co. zum Spenden auf und schon am nächsten Tag brachten Hunderte Hannoveraner zahlreiche Hilfsgüter zu ihm. Kleidung, Babysachen, Konserven, Medizin, Hygieneartikel,… die Liste ist lang. Und sie reicht für zwei Busse!
Insgesamt 15 Stunden dauert die Fahrt von Hannover bis zur polnisch-ukrainischen Grenze Przemysl. Dort angekommen, werden die Hilfsgüter abgeladen. Dann geht es weiter zum Bahnhof. Dort warten zahlreiche Familien aus der Ukraine darauf, nach Deutschland zu kommen. Die meisten wollen so schnell wie möglich von dort weg.
Dieses Schicksal geht dem Hannoveraner besonders nahe
Das merkt auch das Team rund um Martin Schörnig. Denn obwohl die Familien, die mitfahren können, registriert sind, laufen Kinder und Frauen direkt auf den Bus zu – aus Angst, vielleicht doch keinen Platz zu bekommen. Bilder, die den Busfahrer tief berühren.
Vor allem das Schicksal einer Familie geht ihm nahe. Denn kurz, bevor sie in den Bus einsteigt, verschwindet die Großmutter spurlos im Chaos. Über 1,5 Stunden suchen Freiwillige und Polizei nach der alten Dame. Vergeblich. Ihr Sohn, dessen Kinder und seine Frau entscheiden sich dennoch mitzufahren. „Sie sind alle verzweifelt und keiner weiß so richtig, was los ist“, fasst Martin Schörnig die Situation zusammen.
Busfahrer aus Hannover den Tränen nahe – „Mehr können wir nicht machen“
Für die Familien geht es nach Berlin in eine Jugendherberge. Dort können sie erst einmal bleiben. In Sicherheit. „Mehr können wir nicht machen“, sagt der Busfahrer. Er ist sichtlich den Tränen nahe. Und die Geschichten hallen noch nach. Vor allem die der Familie, die die Großmutter an der Grenze zurücklassen musste.
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Für sie gibt es immerhin eine gute Nachricht! Denn am nächsten Tag ist die Großmutter wieder aufgetaucht. Sie kann nun auch mit einem Bus nach Deutschland fahren. „Das war so eine große Sache, so ein großes Leid, was wir da wirklich erlebt haben“, erzählt Martin. „Wir sind so glücklich, dass sie sich wiederfinden, das ist echt toll“, sagt er gegenüber dem „NDR“. (abr)
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