Hannover.
Tauben genießen keinen guten Ruf. Als „Ratten der Lüfte“ werden sie verschrien, die nur ihren Kot hinterlassen und Krankheiten verbreiten. Doch stimmen die Behauptungen? Und geht es den Tieren im Lockdown besonders schlecht, weil weniger Menschen in den Städten unterwegs sind und somit potentielle Futterquellen ausbleiben?
Ein Frau aus Hannover hat offensichtlich ein Herz für Tauben. Ihre steile These: Der Mensch sei schuld am traurigen Schicksal der Tiere. Dem widerspricht die Stadt Hannover.
Hannover: Frau ist sich sicher – „Daran trägt der Mensch Schuld“
In einer Facebook-Gruppe echauffiert sich die Frau: „Stadttauben sind keine Wildtiere. Stadttauben sind die Nachkommen domestizierter Felsentauben, die früher gegessen wurden. Sie wurden so gezüchtet, dass sie egal ob Winter oder Sommer, egal ob Hunger oder satt immer Eier legen müssen.“ Ihr Fazit: „Daran trägt der Mensch Schuld.“
Die Aussagen sind nur bedingt richtig. Wissenschaftler vermuten, dass die Stadt- oder Straßentaube wahrscheinlich von verwilderten Haus- und Brieftauben abstammt. Restlos geklärt ist das allerdings nicht.
+++ Die aktuelle Corona-Lage in Niedersachsen kannst du hier nachlesen +++
Taubenfütterverbot in Hannover gilt seit Jahren
Weiter behauptet die Facebook-Userin, dass die Stadt Hannover das Füttern des Federviehs „ohne Sinn und Verstand“ verboten hätte. Ein Taubenfütterverbot besteht tatsächlich seit Jahren, bestätigt die Stadt auf News38-Nachfrage.
Der Hintergrund: „Es dient dazu, die Taubenpopulation nicht überhand nehmen zu lassen und hat sich als erfolgreich erwiesen.“ Zusätzlich werden zwei Taubenhäuser durch Tauben-Vereine betrieben. Dort werden die Tiere artgerecht gefüttert und Eier werden durch Kunsteier ausgetauscht, um den Bestand zu senken.
_____________
Mehr Themen aus Hannover:
_____________
Im Lockdown macht die Stadt eine Ausnahme
Doch im Lockdown ist das Futterverbot in Hannover etwas gelockert worden. Ein „reduziertes Nahrungsangebot“ darf durch Mitglieder des Netzwerk Taubenrettung Hannover e. V. und der Taubennotruf & Wildvögel verfüttert werden.
Ein Stadtsprecher erklärt die Bedingungen:
- Es darf nur so viel gefüttert werden, wie unbedingt nötig ist.
- Über Datum, Uhrzeit, Menge des Futters und die Anzahl der Tauben müssen Aufzeichnungen gemacht werden, die jeweils Anfang der Folgewoche per E-Mail zugesandt werden müssen.
- Mindestens eine/r der genannten Personen muss beim Füttern dabei bleiben, bis aufgefressen wurde, damit nicht andere Tiere, wie z. B. Ratten angelockt werden.
Mittlerweile ist die Futtermenge wieder etwas reduziert worden, um das Zufüttern zeitnah zu beenden. In der dritten Kalenderwoche soll die Maßnahme aufgehoben werden.
Darum sind Tauben in der Stadt eine Plage
Der Schweizer Biologe Daniel Haag-Wackernagel ist sich sicher, dass nur ein Futterverbot die Taubenpopulation senken kann.
Krankheiten werden nur äußerst selten von der Taube auf den Menschen übertragen. Häufig ist das Einatmen von getrocknetem Taubenkot die Infektionsquelle.
Tauben sind gerade deshalb ein Problem für viele Städte, weil sie extrem viel Kot hinterlassen. Nach einiger Zeit weisen die Hinterlassenschaften einen niedrigen pH-Wert auf, werden somit sauer. Kalkstein wird dadurch geschädigt, auch Mikroorganismen und Pilze entstehen.
Der Tauben-Kot ist besonders schädlich, weil die Nahrung häufig minderwertiger ist als bei anderen Vögeln. (mb/at)