Starkregen im Winter, Dürre im Sommer – die Auswirkungen des Klimawandels sind spürbar. Und bereiten so manch einem Sorge, vor allem mit Blick auf die Trinkwasserversorgung in Niedersachsen.
Denn der Klimawandel stellt die Versorgung auf die Probe. Wie können die Harzer Talsperren da unterstützen?
Harz: Wasserwerke mit großen Plänen
Die Harzwasserwerke planen, ihre Speicherkapazitäten auszubauen. Dafür haben sie unter anderem die Granetalsperre ins Visier genommen. Als Reaktion auf die Veränderungen durch den Klimawandel. Die Harzwasserwerke haben angesichts der Pläne eine Machbarkeitsstudie aufgegeben. Die Studie soll auch weitere mögliche Bauvorhaben an anderen Talsperren sowie den Bau einer gänzlich neuen Talsperre prüfen.
Nach bisherigen Erkenntnissen soll die Granetalsperre künftig bis zu zwölf Meter höher aufgestaut werden; mindestens aber fünf Meter. Würde man die Granetalsperre allein um zehn Meter erhöhen, würden zusätzlich 25 Milliarden Liter Wasser reinpassen. Derzeit fasst das Bauwerk in der Nähe von Goslar 46,4 Milliarden Liter.
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Wie können die Talsperren dem Klimawandel angepasst werden?
Der Stausee ist für rund die Hälfte des Talsperrentrinkwassers in Niedersachsen verantwortlich. Die Idee zur Vergrößerung der Staumauer beruht auf Zwischenergebnissen einer Untersuchung der Harzwasserwerke, der Harzenergie sowie dreier südniedersächsicher Hochschulen. Unter dem Titel „Energie- und Wasserspeicher“ wird untersucht, welche Möglichkeiten denkbar wären, um die Harzer Talsperren an den Klimawandel anzupassen.
Ein Problem: Trotz Klimaerwärmung werde es auch in Zukunft zwar noch genug Wasser geben, „aber nicht mehr zu den richtigen Zeiten“, erklärte Wasserwerke-Geschäftsführer Lars Schmidt. „Wir machen uns ein Stück weit Sorgen um unser Wasser“, sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne).
Harz: Neue Talsperre?
Zwischen Ende Februar und Dezember werde es künftig zu langen Trockenperioden kommen – im Januar und Februar dafür zu vielen Niederschlägen, erklärte Andreas Lange, bei den Wasserwerken für den Bereich Ressourcen verantwortlich. Für eine sichere Trinkwasserversorgung müsse dieses Wasser gespeichert werden. Die Talsperren sind für 13 Prozent des niedersächsischen Trinkwassers zuständig. Der Rest komme aus dem Grundwasser – das allerdings nicht einfach aufgestockt werden könne. „Der Harz ist der Wasserspeicher schlechthin“, betonte Meyer.
In der Machbarkeitsstudie soll auch der Neubau einer Talsperre oberhalb der bisherigen Innerstetalsperre bei Goslar untersucht werden. An der Innerste liegt der kleinste Stausee im Harz – obwohl ihr Einzugsgebiet größer ist als etwa das der Granetalsperre. Deshalb werde häufig Wasser von dem kleineren in das größere Staubauwerk gepumpt. Eine zweite Talsperre an der Innerste könnte die bisherige entlasten. Zudem wäre eine Überlauf in die Granetalsperre möglich, der ohne Pumpen auskommt.
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Land Niedersachsen will Studie mitfinanzieren
Das Land Niedersachsen will die 200.000-Euro-Studie mit voraussichtlich rund 175.000 Euro fördern, sagte Minister Meyer. Auch die Möglichkeit von Pumpspeicherkraftwerken im Bereich der Innerste und Okertalsperren soll untersucht werden. Die möglichen Bauvorhaben müssten dabei gemeinsam betrachtet werden, erklärte Lange. Im Nordharzer Verbundsystem sind die Grane-, Oker- und Innerstetalsperre miteinander verbunden. Von einer Aufstockung des Granestausees könnten deshalb etwa auch die beiden anderen Stauseen profitieren.
Die Hochwasserschutzfunktion der Staumauern solle in der Studie ebenfalls berücksichtig werden. Denn: Durch seine steilen Berge sind die Täler im Nordharz anfällig für Hochwasser. Für die Schifffahrt und die Umwelt haben die Wasserspeicher auch eine Bedeutung: In trockenen Zeiten können sie Wasser an Flüsse abgeben. (dpa)