Eine Frau aus Braunschweig hat etwas Kurioses entdeckt.
Ihre Entdeckung hängt in mehreren Metern Höhe am Ringgleis in Braunschweig. Zunächst war unklar, was es mit dem mysteriösen Anblick auf sich hat – aber inzwischen konnte das Schwarmwissen weiterhelfen. Auch die Stadt reagierte.
Braunschweig: Schuhe baumeln im Baum
Als die Braunschweigerin letztens auf dem Ringgleis unterwegs war und ihren Blick nach oben schweifen ließ, staunte sie nicht schlecht – und hielt direkt mit ihrem Handy drauf. An einem dickeren Ast eines Baumes in der Nähe des Triftwegs baumelten doch tatsächlich mehrere Paar Schuhe! Ganz offensichtlich waren sie dort absichtlich hochgeworfen worden. Aber… „Warum?“ – fragte sich die Braunschweigerin, um die Frage dann auch in einer Facebook-Gruppe zu stellen.
Lange dauerte es nicht, bis die ersten Reaktionen und Antworteten eintrudelten. Einige davon waren ironisch bis zynisch: Die Schuhe wüchsen dort. Im Herbst könne man sie ernten. Auch Till Eulenspiegel wurde ins Spiel gebracht. Mehr noch: Es handle sich um Schuhe von am Ringgleis verendeten Joggern, die nicht mehr nach Hause gefunden hätten. Es gab aber auch Antworten, die wohl ganz richtig lagen.
Demnach handle es sich hier tatsächlich um einen „Schuhbaum“. Aber, was hat es damit auf sich? Es gibt viele Theorien und Legenden. Die schönste von ihnen besagt, dass ein US-Amerikaner nach einem Streit am Hochzeitstag vor Wut die Schuhe seiner Braut auf einen Baum warf. Weil die Verliebten es nicht schafften, sie wieder herunterzuholen, redeten sie miteinander – und vertrugen sich. Es gibt auch das Gerücht, dass die Braut in der Hochzeitsnacht schwanger wurde… Ähnliches Glück oder zumindest einen freien Wunsch erhofften sich auch die heutigen Nachahmer.
Eine alte Legende aus Schottland dagegen besagt, in einem Baum hängende Schuhe besagten, dass sein Besitzer seine Unschuld verloren habe. Andere Theorien: Schüler und Soldaten in den USA werfen ihre Schuhe und Stiefel nach oben, wenn ihre Schulzeit oder der Militärdienst vorbei ist. Auch Drogendealer nutzten Schuhbäume, um damit ihr Revier zu markieren, heißt es. Aber bleiben wir bei dem Baum in Braunschweig doch gern bei der ersten romantischen Version.
Braunschweig: Baum ist nicht allein
Offenbar hängen die Schuhe am Ringgleis-Baum auch nicht erst seit gestern da, sondern schon etwas länger. Es seien immer mehr geworden, heißt es bei Facebook. Einen Schuhbaum gibt es übrigens auch an der Rautheimer Straße in Braunschweig. Auch in der Nähe des Allerparks in Wolfsburg tauchte einst ein solcher Baum auf. Und am Friedrich-Ebert-Platz in Peine. Genau wie am Rehmanger in Wolfenbüttel. Im Harz hingen zuletzt Schuhe an einem Wegweiser. (Hier mehr dazu.)
Das Phänomen gibt es auf der ganzen Welt. Schon seit einigen Jahren. Der Blog „shoefiti.com“ sammelt Fotos, Berichte und Theorien zu den dekorierten Bäumen, Stromleitungen, Leinen und Kabeln. Auch für den Kölner Galeristen Gérard Margaritis ist das Schuhwerfen nichts anderes als eine Kunstform: „Alles, was im öffentlichen Leben stattfindet, nicht dem gesellschaftlichen Reglement entspricht und andere zum Nachdenken anregt, betrachte ich als Kunst“, sagte er.
Weniger entspannt hatte ein Berliner Ordnungsamt die Aktion im Baum gesehen. Spontan betrachtet sei das Ganze nichts anderes als Müll, hieß es. Wer Schuhe auf Kabel, Ampeln oder Bäume werfe, begehe eine Ordnungswidrigkeit und müsse mit einem Verwarnungsgeld von bis zu 35 Euro rechnen. Wegen fehlender Ressourcen blieben die meisten Bäume in Berlin aber erstmal hängen.
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Und, wie sieht die Stadt Braunschweig das so? Ganz ähnlich! Jedenfalls kam auf News38-Anfrage prompt eine Antwort: Die Schuhe hingen über dem Ringgleisweg und beeinträchtigten daher die Verkehrssicherheit – „weil sie herunterfallen und dabei jemanden treffen können“. Die Stadtverwaltung werde die Schuhe deshalb entfernen und dies auch in vergleichbaren Fällen tun.