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Braunschweig: Maddie-Verdächtiger Christian B. vor Gericht! Verteidiger lüftet erstes Prozess-Geheimnis

In Braunschweig steht Christian B. ab Freitag vor Gericht. Jetzt hat sein Anwalt ein Prozess-Geheimnis gelüftet – das für Unmut sorgen dürfte.

Braunschweig
© IMAGO / Pond5 Images/picture alliance / dpa | Real Madrid Tv/Friedrich Fülscher

Maddie McCann: Das ist ihre Familie

2007 verschwindet die kleine Maddie McCann in Portugal. Für ihre Familie beginnt ein Albtraum.

Seit Jahren gilt Christian B. als der Hauptverdächtige im Fall um die verschwundene Maddie McCann. Jetzt wird ihm ab Freitag (16. Februar) in Braunschweig der Prozess gemacht – allerdings soll es dabei um fünf andere grausame Taten gehen.

Medien und True-Crime-Fans fiebern dem Braunschweiger Prozess entgegen. Wird Christian B. endlich aussagen? Und wird dabei sogar Maddie eine Rolle spielen? Sein Pflichtverteidiger Friedrich Fülscher hat dazu jetzt deutliche Worte gefunden.

Braunschweig: Peitsche, Fesseln und ein Messer

Drei schwere Vergewaltigungen, zwei Mal sexueller Missbrauch an Kindern. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen Christian B. wiegen schwer. Mit Peitschen, Fesseln und auch einem Messer soll der 47-Jährige seine Opfer in Todesangst versetzt haben. Am Freitag ist dazu Prozess-Auftakt am Landgericht Braunschweig.

In den Medien spielt Christian B. seit Jahren eine Rolle. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ist sich sicher: Er hat Maddie McCann getötet. Stichhaltige Beweise gibt es dafür allerdings nicht. Jedenfalls keine, auf denen bislang eine Anklage aufgebaut werden konnte. Die Frage, die Medien, Juristen und vor allem Familie McCann seit 2007 umtreibt: Was ist mit der damals dreijährigen Maddie passiert?

Friedrich Fuelscher Braunschweig
Friedrich Fülscher ist Christian B.s Strafverteidiger. In Braunschweig wird dem Maddie-Verdächtigen der Prozess gemacht – wegen anderer schwerer Taten. Foto: Friedrich Fülscher

Keinen Raum mehr für Spekulation bietet der Fall aus dem Jahr 2005. Das Landgericht Braunschweig sieht es als erwiesen an, dass Brückner eine 72-jährige US-Touristin vergewaltigt hat. Ein Haar am Tatort lieferte 2019 den DNA-Beweis. Jetzt sitzt Christian B. in einer JVA in Niedersachsen sieben Jahre Haft ab.

Schon 1994 soll er wegen Kindes-Missbrauchs zu zwei Jahren Haft verurteilt worden sein, wie der Spiegel aus BKA-Kreisen wissen will. 2016 eine weitere Anklage. Der Vorwurf: Sexueller Missbrauch eines Kindes und Besitz von Kinder-Pornografie. In Braunschweig soll man B. zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt haben, wie die Spiegel-Recherchen weiter ergaben. Körperverletzung und Drogen-Verkäufe hätte er außerdem auf dem Kerbholz.

Sagt Christian B. aus?

Viele fiebern dem anstehenden Prozess entgegen. Wird sich Christian B. zu den schweren Vorwürfen äußern? Oder: Könnte dabei sogar etwas über Maddie McCann ans Licht kommen? Könnte in dem Fall endlich der Durchbruch gelingen? Strafverteidiger Friedrich Fülscher hat den Erwartungen kurz vor Prozess-Auftakt einen harten Dämpfer verpasst.


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„Er wird zunächst schweigen“, erklärt der Anwalt gegenüber News38. Doch dass B. an keinem der 30 Verhandlungstage aussagt, muss das nicht heißen. „Ob er im weiteren Verlauf eine Erklärung abgegeben wird, werden wir sehen.“ Eines macht Friedrich Fülscher in dem Zusammenhang aber ganz klar: Schweigen ist kein Schuldeingeständnis. „Dass er schweigen wird, heißt nicht, dass er etwas zu verbergen hat. Es ist prozessual wie ein vollständiges, pauschales Bestreiten der Tat zu werten.“

„Zweifel habe ich hinsichtlich der Ermittlungsergebnisse“

Doch was sagt der Strafverteidiger eigentlich zu den Vorstrafen seines Mandanten? Spielen sie gar keine Rolle oder kommen ihm gar Zweifel? „Zweifel habe ich lediglich hinsichtlich der Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft“, macht Fülscher deutlich. Für ihn steht fest, dass die Ermittlungsergebnisse teilweise rechtswidrig sind. Von „Tricksen und Täuschen“ ist die Rede (hier geht es zum Exklusiv-Interview).

Für ihn spielt die „Gesinnung“ seines Mandanten keine Rolle. „Ein zivilisatorischer Fortschritt ist es, dass wir ein Strafrecht haben, welches die konkrete Tat in den Fokus rückt und nicht den Menschen“, erklärt Fülscher News38 weiter. Was in der Vergangenheit war, spiele jetzt nur eine sehr untergeordnete Rolle. Für ihn zählt als Strafverteidiger nur eine Frage: „Kann der angeklagte Vorwurf in prozessual zulässiger Weise ausreichend sicher festgestellt werden oder nicht.“  

Wer noch mehr über den Fall Maddie McCann erfahren will, kann sich den Podcast von Anwalt Alexander Stevens anhören. In „Staranwälte und ihre größten Fälle“ spricht Friedrich Fülscher auf Podimo über den Fall. Die erste Folge ist seit Donnerstag (15. Februar) draußen. Dabei spricht Alexander Stevens jeden Donnerstag mit den berühmtesten Anwälten Deutschlands über die Fälle, die Schlagzeilen schreiben.