Die Hannoversche Landeskirche sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Zwischen 1972 und 1974 kam es in der evangelischen Kirchengemeinde Oesede zu sexuellen Übergriffen. Sie hätten verhindert werden können, so der aktuelle Bericht von Hallo Niedersachsen„.
Im Zentrum der Vorwürfe steht ein damaliger Diakon in Ausbildung. Ein Bericht zur Aufarbeitung der Geschehnisse wurde heute in der Landeshauptstadt vorgestellt. Er wirft ein düsteres Licht auf den Umgang der Kirche mit den Vorwürfen und legt eine jahrelange Vertuschung nahe.
„Hallo Niedersachsen“: Vergangenheit holt Kirche ein
Im Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte soll sich der Beschuldigte an einem elfjährigen Kind vergangen haben. Eines der Opfer hatte diese im Jahr 2021 angestoßen. Der Bericht ergab, dass die Landeskirche bereits seit 2010 von den Vorwürfen wusste. Heute stellt sich die Frage, warum keine weiteren Ermittlungen zum Schutz möglicher Opfer durchgeführt wurden.
Bereits 1974 hatte das Opfer Lisa Meyer einer kirchlichen Mitarbeiterin den Missbrauch anvertraut, erzählt sie gegenüber „Hallo Niedersachsen“. Sie steht mit dem Rücken zur Kamera, will unerkannt blieben. Erst nach weiteren Anschuldigungen wurde der Beschuldigte 1977 aus dem kirchlichen Dienst entlassen.
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Es hatten sich Eltern beschwert und eine Ärztin mahnte laut dem Fernsehbericht an, dass der Mann aus dem Verkehr gezogen werden müsste. Er erhielt aber ein Zeugnis über den erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung. Zu einer strafrechtlichen Verfolgung kam es nicht, das Schweigen der Kirche hielt an.
„Hallo Niedersachsen“ Versäumnisse bei der Aufarbeitung
Die Landeskirche Hannovers wurde über die Ergebnisse des aktuellen Berichts nicht vorab informiert, was scharf kritisiert wurde. „Das alles noch mal so zu hören, hat mich sehr erschüttert“, sagt Lisa Meyer im Interview mit „Hallo Niedersachsen“, nachdem sie den Bericht gehört hatte. Leiterin der Kommission, Christa Paul, sprach dabei von „systemischer Vertuschung“.
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Der Landesbischof Ralf Meister bedankte sich im Bericht von „Hallo Niedersachsen“ bei den Betroffenen. Ohne ihren Einsatz, wäre es nie zu dieser Aufarbeitung gekommen, sagt er. Lisa Meyer findet das zynisch.