Die kalte Jahreszeit ist für viele die schwerste Zeit des Jahres. Eisige Temperaturen machen es den Menschen, die ohnehin schon nur mit dem Nötigsten auskommen müssen, noch schwerer, zu bestehen. In diesen Situationen versuchen Hilfsorganisationen zu helfen. In Braunschweig machen das die Malteser mit ihrem Versorgungsbus.
Das alles würde allerdings nicht ohne ehrenamtliche Helfer funktionieren. Ihre Einsätze sind für die Braunschweiger aber nicht immer leicht.
Braunschweiger Versorgungsbus liefert mehr als Essen
Am 10. April 2020 startete das Malteser-Projekt des Versorgungsbusses in Braunschweig. So genau kann sich einer der Helfer, Frank Stautmeister, noch an das Datum erinnern, weil es der Karfreitag war. Aber auch sonst weiß er noch genau, wie damals alles ablief. Die Uhrzeit war die gleiche – um 18.15 Uhr öffneten die Türen. Direkt zum Beginn ist der Andrang am größten, zum Schluss wird es leerer, sodass die Helfer meistens spätestens um 19.30 Uhr ihren Einsatz beenden. Das ist auch heute noch so. Nur der Ort ist ein anderer. Jetzt, nach Corona, sind sie von der Schützenstraße in das Café Kreuzgang gezogen und verteilen hier in der kalten Jahreszeit jeden Mittwoch und Freitag warme Suppe, Tee, Kaffee, Hygieneartikel und Vorratsprodukte an Hilfsbedürftige. Für den Organisator, Frank Stautmeister, ist der Versorgungsbus nicht nur dafür da, Hilfsbedürftige mit dem Nötigsten auszustatten, sondern auch ein Ort, an dem man ins Gespräch kommt.
„Für viele sind das zwei Highlights in der Woche. Hier treffen sie Leute mit gleichen Problemen und können sich austauschen“, berichtet er. Dabei nehmen nicht nur Obdachlose das Hilfsangebot an, sondern auch Menschen, bei denen das Geld nicht reicht oder die sich einfach nur einsam fühlen, weiß Frank Stautmeister. Zwischen 20 und 40 Personen sind das bei jedem Einsatz. Die meisten davon kommen jede Woche, deshalb kennen die Helfer sie gut und wissen, was sie beschäftigt. „Wenn die nicht auftauchen, ist irgendwas. Dann wissen wir schon, der ist im Krankenhaus oder etwas anderes ist passiert. In solchen Fällen haben wir auch schon mal eine Karte geschrieben und die Leute freuen sich dann auch darüber“, berichtet Frank Stautmeister weiter. Viele solcher Schicksale bekommen sie mit. Dabei sind es oft auch kleine Sachen, die die Menschen beschäftigen, weiß er nach seinen jahrelangen Einsätzen als Rettungssanitäter und jetzt hier beim Versorgungsbus. Dabei hat er aber immer auch Vorsätze, die er an sich selbst und seine Arbeit stellt.
Helfer erleben oft schwere Schicksale mit
Dazu gehört zu verstehen, warum nicht alle die Hilfe der Malteser und anderen Hilfsorganisationen annehmen. Besonders bei Menschen, die das Angebot des Versorgungsbusses zum ersten Mal annehmen, sieht er oft, wie schwer es ihnen fällt, zu ihnen zu kommen. „Viele fühlen sich, als würden sie ihr Leben alleine nicht mehr hinkriegen. Aber wer will das schon zugeben? Manchmal ist es aber besser, um Hilfe zu bitten, um wieder auf die eigenen Füße zu kommen“, erzählt er. Bei seinen Erzählungen wird schnell klar, dass es ihm als erstes immer darum geht, Menschen zu helfen. Trotzdem versucht er, die Schicksale nicht zu nah an sich zu lassen. „So leid es einem manchmal tut, aber man muss eine Distanz bewahren“, verrät er, als er über seine Erlebnisse erzählt. Ein Schicksal ist ihm dabei trotzdem im Kopf geblieben.
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Während seiner Arbeit als Rettungssanitäter wurde er zu einem Einsatz in Salzgitter gerufen. Der Patient damals ist verstorben. Ein Jahr später wurde er zu einem Einsatz in derselben Adresse gerufen, diesmal ging es um eine Einweisung der alkoholabhängigen Mutter ins Krankenhaus. Dort angekommen, hat ihn die Tochter des im vorigen Jahr verstorbenen Vaters mit den Worten „Das können sie ja nicht wissen, aber unser Vater ist vor einem Jahr verstorben“, in Empfang genommen, erzählt Frank Stautmeister. Er konnte sich aber sehr wohl noch gut an den Einsatz erinnern, berichtet er über sein Erlebnis weiter. Beim Versorgungsbus sind es oft Probleme aus dem Alltag der Menschen, die die Helfer mitbekommen. Aber auch diese Schicksale können beschäftigen. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Helfer in ihren Teams aufeinander verlassen können und bei Problemen füreinander da sind. Auch das ist wohl ein großer Teil, der ihn, auch nach über 40 Jahren im Einsatz, weiter Freude an seiner Arbeit machen.