Früher galt es als die Partymeile schlechthin! Im Alten Dorf in Salzgitter-Lebenstedt reihte sich in den Achtzigern und frühen Neunzigern gefühlt ein Schuppen an den nächsten.
Vom einstigen bunten Treiben ist im ältesten Teil von Salzgitter-Lebenstedt aber nicht mehr viel zu sehen. Jetzt hat auch die letzte Kultkneipe in der Ex-Partygegend geschlossen. Für viele ein bitterer Abschied. Nicht zuletzt für die Besitzerin.
Salzgitter: Kult-Kneipe macht dicht
„Es war wirklich lange durchdacht“, erklärt Inhaberin Bianca Koch im Gespräch mit News38. „Ich hätte es gerne noch weiter herausgezögert, aber es war wirklich der richtige Moment.“ Jetzt werden die letzten Wanddekos abgeschraubt, einige Erinnerungsstücke eingepackt. Vieles hier im Laden erzählt noch von seiner bewegten Vergangenheit. Bald wird nichts mehr davon übrig sein.
Sechs Jahre lang hat Koch den Laden geschmissen. Zuletzt ging bei allem einfach die Puste aus. Die Gründe für die Schließung, betont sie, sind vielfältig. Nicht zuletzt spielte auch die Gesundheit eine Rolle. „Es ist einfach zu viel. Auch Corona hat uns unheimlich heruntergezogen. Das hat sich nie wieder erholt“, erklärt die Kneipen-Chefin. Immer mehr Stammgäste sind ihr buchstäblich weggestorben, andere tranken ihr letztes Bier in der Kneipe und kamen nie wieder. Der Nachwuchs blieb weitestgehend aus. Die Inflation tat ihr Übriges.
Salzgitter: „Mussten zwei, drei Mal die Preise erhöhen“
„Wir mussten im letzten Jahr zwei, drei Mal die Preise erhöhen“, erklärt Koch, „und hätten jetzt im kommenden Jahr wieder erhöhen müssen. Das kann sich keiner mehr leisten.“
Klar gibt es auch jüngere Leute, die auch mal ein paar mehr Euro für ein Bierchen in der Kneipe ausgeben können. Die würden aber in den meisten Fällen „wenigstens“ nach Braunschweig fahren, wenn sie abends ausgehen wollen, so die Kneipen-Chefin. „Und hier in Lebenstedt kommt einfach nichts mehr nach. Das ist in fast allen Kneipen so.“
Eine der letzten Kult-Kneipen schließt
Es ist wohl auch ein gewisser Generationenkonflikt. Wenn sich mal jüngere Leute in die „Jazz Galerie“ verirrten, wollten sie fast immer Rap oder Hip-Hop hören. Bei der Stammkundschaft kam das aber überhaupt nicht an. Ein Spagat zwischen jung und alt war für die Kneipe so fast nicht zu schaffen.
In Salzgitter-Lebenstedt geht damit über vierzig Jahre Kneipengeschichte zu Ende. Die „Jazz Galerie“ wurde 1972 eröffnet und gehörte neben dem Blubber (1969 bis 1989) zu den absoluten Kultläden. Schräg gegenüber befand sich die „Bogart Disco“ (1985 bis 1992), später auch das „Veto“. Auch der „Scotch Club“ oder die „Wilde Huhn Kneipe“ waren ganz in der Nähe. Bis in die neunziger hinein pulsierte hier das Nachtleben. Dann machte ein Laden nach dem nächsten dicht. Am Sonntag (17. Dezember) gingen dann auch die „Jazz Galerie“ still und heimlich das letzte Mal die Lichter aus.
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„Es hatte sich ja schon viel herumgesprochen“, erzählt Koch, „aber konkrete Sachen wusste niemand. Ich wollte einfach nicht den Aufriss machen. Für mich persönlich war die Ära abgeschlossen.“
„Wenn man nur zuzahlt und selbst 15 Stunden am Tag jeden Tag arbeitet, dann schafft man das einfach nicht mehr.“